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Skippertraining

Nach den abgelegten Prüfungen zum Skipperpatent im Jahr 2005 stand für 2006 fest, dass Anna, Leoni und ich sowie die Familie meines Bruders Thomas und unser gemeinsamer Freund Eric einen Segeltörn unternehmen würden. Da wir mit 2 kleinen Kindern unterwegs sein würden und auch viel Platz haben wollten war die Entscheidung schnell klar, einen Katamaran chartern zu wollen. Soweit so gut, allerdings war ich noch nie auf einem Kat in verantwortlicher Position gefahren. Ich sah mich also im Internet ein wenig um und stieß schnell auf einen Anbieter von Skippertrainings. Die dort angebotenen Inhalte, Preise und Termine sagten mir zu – der Rest war schnell erledigt und ich hatte über Ostern ein Kattraining in Kroatien gebucht.

Kurz vor der Abreise rufe ich nochmals beim Veranstalter an um herauszufinden, ob es nicht einen potentiellen Mitfahrer gibt. Es sind tatsächlich zwei Mitstreiter aus Salzburg dabei, aber Vater und Sohn wollen selbst fahren und somit donnere ich allein die knapp 900 Kilometer nach Sukosan nahe Zadar runter. Verkehrstechnisch geht alles gut, ich bin aber dann doch recht froh, die Marina Dalmacija zu erreichen, deren Anblick mir fast den Atem raubt. 1200 Liegeplätze im Wasser sind doch eine Menge und machen sie zur größten in Kroatien. Unglaublich, was da an kleinen und zum Teil auch sehr viel größeren Wasserfahrzeugen an den Stegen liegt. Am Schiff, einer Lagoon 380 finde ich 2 Skipperkollegen Crewaus Bayern vor, Christian und Michael. Daneben ist wohl noch ein Pärchen aus Oberösterreich mit uns dabei, das aber gerade zum Essen ist. Damit wird klar, dass die beiden Salzburger nicht mit uns auf dem Schiff sind. Beim Abendessen stoßen die beiden dann noch zu uns und wir stellen fest, dass sie auf einem Mono angeheuert haben. Die gegrillten Calamari im Marinarestaurant sind vorzüglich, und das Bier auch, und somit sind wir bestens für den nächsten Tag vorbereitet.

TrainerDie Nacht am Schiff war doch etwas kühl aber ich hatte vorgesorgt und mir Zusatzdecken mitgebracht. Abgesehen von ein paar Kateranflügen bin ich frohen Mutes und freue mich auf den kommenden Tag. Beim Frühstück lerne ich auch noch Brigitte und Norbert kennen – wobei Brigitte äußerst zuvorkommend erklärt, die kommenden Tage die Pantry übernehmen zu wollen, weil sie nur Mitseglerin ist und nicht selbst am Skippertraining teilnehmen wird. Um 09:00 trifft unser Skipper und Trainer ein: Mücke wie er sich nennt ist ein kroatisches Original mit reichhaltiger Vergangenheit, mit der er in den nächsten Tagen auch nicht hinterm Berg halten wird. Sein Deutsch reicht vollauf, um uns die Geheimnisse des Katsegelns angedeihen lassen zu können und somit kann es losgehen. Wir müssen aus der Parklücke raus und dann natürlich gleich wieder rein. Die theoretische Diskussion ist bald erledigt, ein Schalthebel mehr wir schon keinen so großen Unterschied machen und schon geht es los.

EinparkenWir müssen aber bald feststellen, dass es doch ein bisschen Übung braucht, um die zwei Motoren in die richtige Richtung und vor allem im richtigen Moment zu bedienen. Den ersten Tag verbringen wir hauptsächlich an unserem Steg. Am Nachmittag sind wir so weit, das Schiff halbwegs sicher die Boxengasse rein und wieder raus zu bringen. Der Platz ist ziemlich eng, und insofern haben wir im Training schon eine Vorbereitung auf das spätere real life. Abends beim Bier werden dann die gelungenen und weniger gelungenen Manöver des Tages ausgiebig diskutiert, und wir sind alle recht froh, in die Kojen schlüpfen zu können und den Kopf die „rechts“ – „links“ – „rechts“ – Kommandos vergessen zu lassen. Anderntags fahren wir zur gegenüber liegenden Insel Pasman. Dort gibt es den kleinen Ort Kukljica mit vorgelagertem Hafen, der um diese Jahres- bzw. Tageszeit nur zu einem Drittel mit Booten gefüllt ist – ideal also für unser Vorhaben, weitere unterschiedliche Anlegemanöver zu üben. Im Unterschied zu gestern haben wir ein bisschen Wind, was natürlich eine weitere Hürde darstellt. Wir waren aber gestern gut vorangekommen und so können sich die meisten von uns recht bald auf die geänderten Verhältnisse einstellen. Durchfahrt Ugljan-PasmanZu Mittag fahren wir in den Einschnitt zwischen Pasman und der Nachbarinsel Ugljan, der insofern interessant ist, als dort die Dampferlinie durchgeht und wir sozusagen Schiffskino genießen können, während wir das Mittagessen zu uns nehmen. Große Fähren wechseln sich mit kleineren ab, es herrscht Verkehr im Minutentakt. Wir haben auch das Glück, das alte russische Tragflächeboot bestaunen zu können, das mit unglaublichem Getöse in unter der Brücke durchfährt. Leider tut uns der Kapitän nicht den Gefallen, sein Schiff wie auf freiem Wasser zu beschleunigen – es herrscht hier ein sehr niedriges Geschwindigkeitslimit. Unsere Position ist im Vergleich zu den anderen Ankerliegern privilegiert – mit dem Tiefgang von nur 1.2 Metern können wir ziemlich nahe an die Durchfahrt heran. Segler queren hier nicht so oft – die Brücke ist knapp 16 Meter hoch und das ist für viele Masten zu niedrig.

MittagstischAm nächsten Tag haben wir Neues vor – es sollen am Nachmittag Ankermanöver gefahren werden. Zu diesem Zweck fahren wir bei düsterem Himmel in Richtung Biograd, wo wir am Vormittag noch ein bisschen Anlegen üben wollen.  Die Fahrt dorthin ist bestimmt von Null Wind um dem daraus resultierenden Gebrumm der Motoren. Nach den Regengüssen der Nacht ist es immer noch diesig, aber wir haben gut daran getan, Mücke’s Vorschlag zu folgen und erst ein bisschen später abzulegen – der Regen hat aufgehört und wir können trockenen Fußes unserem Training nachgehen.  Vor Biograd liegen ein paar kleinere Inseln, die wir bald umrundet haben und schließlich in der Marina Kornati einlaufen. Wir trainieren am Steg von Pitter Yachting, was insofern interessant ist, als unser Familientörn im Mai genau von dort losgehen sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber noch die Information, dass wir in Sibenik starten würden und so widme ich meine Aufmerksamkeit beim römisch-katholischen Manöver lieber dem Heck des Schiffs als den Anlagen an Land. Man merkt deutlich, dass wir den dritten Tag unterwegs sind. Die Stege sind ein Stück weiter auseinander als in der Marina Dalmacija, die wachsende Routine hilft natürlich und wir haben keine großen Probleme, den kleinen Katamaran ein und wieder auszuparken.

Navigare ...Die Fahrt hinüber nach Pasman ist kurz und Mücke dirigiert uns in die kleine Bucht Zaklopica. Hier fahren wir Ankermanöver, die insofern interessant sind, als der Grund aus Steinplatten besteht, die zum Teil nur flach mit Sand überdeckt sind und der Anker folglich immer wieder mal schleift. Das aber ist ein Vorteil, weil wir so lernen sicherzustellen, dass das Grundgeschirr auch wirklich greift. Mücke hat wie schon die Zeit zuvor immer wieder praktische Tipps parat, die den Charterskipper vielleicht nicht betreffen, aber im Falle eines eigenen Schiffs durchaus hilfreich sein könnten. So erzählt er, dass das klassische Einfahren des Ankers zwar sicherstellt, dass er auch hält; andererseits aber wird die Schraubenaufhängung über Maßen belastet und es wäre deshalb klüger, kurz nach Fallenlassen des Eisens stark zu beschleunigen und die Masse des Schiffes statt die Schubkraft des Propellers für das Einfahren zu verwenden. Klingt nachvollziehbar.

Zadar StadthafenDer letzte Tag hat noch einen Höhepunkt auf Lager: wir fahren nach Norden Richtung Zadar. Dort angekommen, fahren wir als erstes an die Tankstelle und legen dann im Stadthafen an einem großen Ausflugsboot an. Das ist viel bequemer, weil die Marina deutlich weiter weg ist und wir hauptsächlich daran interessiert sind, der Altstadt einen Besuch abzustatten. Gleichzeitig hat dies den nicht zu vergessenden Vorteil, dass wir dadurch nicht direkt am Stadtkai liegen, wo vielleicht jemand mit unlauteren Gedanken ein Auge auf unsere schmuckes Schiffchen bzw. dessen Inhalt werfen könnte. So ein Außenborder kriegt leicht Beine …
ChristophZadars Altstadt bietet unglaublich viel Flair. Die Fußgängerzone lädt zum Flanieren ein, eine stattliche Anzahl an Straßencafes und Geschäften ist ebenso vorhanden wie Sehenswürdigkeiten für Kulturinteressierte. Wir landen auf dem Platz vor dem historischen Turm, der auch vom Meer her schön zu sehen ist, lassen uns auf den dort aufgestellten Stühlen des Nachbarcafe’s nieder und genießen den Blick auf die Menschen, die es irgendwie nicht sonderlich eilig zu haben scheinen. Mediterrane Eindrücke, wie man sie sich nur wünschen kann. Dem Großteil der Crew entgeht auch nicht, dass dieser Landstrich viele hochgewachsene und hübsche Frauen hervorgebracht hat …
Die Fahrt zurück zur Marina ist unspektakulär, und wir nützen die verbleibenden Nachmittagsstunden, unsere Einparkskills zu perfektionieren. Am Abend gehen wir noch ein letztes Mal gemeinsam essen, und die Bierkiste darf natürlich nur leer nach Bayern zurückfahren. So schließt sich der Kreis nach kurzen 4 Tagen und ich trete am nächsten Tag sehr früh morgens die Heimreise an.

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